3. Biebricher Schlossgespräche: Glaubwürdigkeit nur über Good Governance möglich

Podiumsgespräch (v. l.): Gerhard Böhm, Friedhelm Julius Beucher, Dr. Christine Hohmann-Dennhardt, Dr. Michael Ilgner, Dr. Michael Vesper„Eine Plattform" wolle man bieten – so Gudrun Doll-Tepper, Vorsitzende der Deutschen Olympischen Akademie (DOA), die das Format in Kooperation mit dem Land Hessen veranstaltet. Eine Plattform für Diskussionen zu Themen, die über den Sport hinausreichen, und ein Forum, in dem sich Vertreter*innen aus Sport, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft begegnen und verständigen können. Bei der dritten Ausgabe der Biebricher Schlossgespräche ist dies wieder gelungen.

Das Thema „Olympische Idee und Good Governance – Zur Verantwortung von Sportorganisationen" zog prominente Gäste an. Neben Hessens Innenminister Peter Beuth, der die knapp 100 Gäste in den festlichen Mauern des Barockschlosses gemeinsam mit Doll-Tepper begrüßte, beleuchteten Michael Vesper (Vorstandsvorsitzender des DOSB) und Christine Hohmann-Dennhardt (Vorstandsmitglied der Daimler AG) in Kurzvorträgen verschiedene Aspekte von Good Governance.

Diese wurde dann in einem abschließenden Expertengespräch aufgegriffen, an dem neben den beiden Vortragenden auch Friedhelm Julius Beucher (Präsident des Deutschen Behindertensportverbandes), Gerhard Böhm (Abteilungsleiter Sport im Bundesministerium des Innern) und Michael Ilgner (Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Sporthilfe), unter der Moderation von Sylvia Schenk (Vorstandsmitglied der DOA), teilnahmen.

Good Governance als Handlungsgrundlage des organisierten Sports

Der Sport und seine Institutionen haben an Glaubwürdigkeit eingebüßt – darüber waren sich alle Redner*innen im Klaren. Über Möglichkeiten und Formen, dieser Fehlentwicklung entgegenzuwirken, berichteten die Expert*innen aus ihrer jeweiligen Perspektive und Erfahrung. Das Zurückgewinnen von Glaubwürdigkeit sei ein dauerhafter Prozess. Auf Knopfdruck könne man Good Governance nicht herbeiführen, es bedürfe vielmehr einer permanenten Anstrengung um mehr Transparenz, zur Bekämpfung von Korruption und zugunsten demokratischer Entscheidungsfindung.

Mindestens genauso entscheidend sei es aber, selbst Good Governance zu leben. Hierbei sei auch jeder und jede Einzelne gefragt, sein eigenes Tun und Handeln kritisch zu hinterfragen und sich stets an den – sicherlich teils hoch gesetzten – Maßstäben zu messen.

Spiele in Deutschland – ein nationales Projekt im Sinne der Agenda 2020

Festgeschriebene Ziele – wie in der Agenda 2020 des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) – seien ein guter Anfang, die Werte des Sports zu bewahren und zu verteidigen; Taten müssten nun folgen. Das Reformpaket des IOC spiele bei einer möglichen deutschen Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele ebenfalls eine wichtige Rolle, denn auch hier gehe es um Kosteneffizienz, Bürgerbeteiligung und umfassende Nachhaltigkeit.

Die Teilnehmenden der Diskussionsrunde stimmten weitestgehend darin überein, dass eine deutsche Bewerbung als eine nationale Idee begriffen werden müsse. Regionalpolitische Diskussionen oder gar ein Gegeneinander der Städte Hamburg und Berlin konterkarierten ein geschlossenes und gemeinsames Handeln. Dies sei aber eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Bewerbung und Olympische und Paralympische Spiele, die in Erinnerung bleiben.

Deutschland soll Vorbildrolle annehmen

Good Governance bilde den Rahmen für die Zukunft der Olympischen Idee. Wer die Olympische Idee verteidigen möchte, sollte offen mit den sich stellenden Problemen umgehen und sich nicht auf Kritik oder Boykottaufrufe wie zum Beispiel zuletzt in Sotschi oder zu den Europaspielen in Baku beschränken. Diskussionen um Menschenrechtsverletzungen, Diskriminierung und Korruption müssten offensiv im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit stattfinden und dabei Defizite im Gastgeberland ansprechen. Olympische und Paralympische Spiele in Deutschland, die den Kriterien von Good Governance genügen, wären eine ideale Möglichkeit, der Olympischen Idee mit gutem Beispiel voranzugehen.